Jimmy Wales ist ein sanftmütiger Menschenfreund. Nicht zufällig wurde der Wikipedia-Gründer, auch bekannt als „Jimbo, der medienfreundliche Wikifant„, im April vom Time Magazine unter die „100 Most Influental People“ der Welt (inklusive Nordkoreas) gewählt. Besonders Pressevertreter schätzen ihn als auskunftfreudigen Interviewpartner und Garanten brandheißer Top-Meldungen über die Zukunft unseres Wissens im Zeitalter globaler Datenströme. Mit Vorliebe macht sich „Jimbo“ tiefschürfende Gedanken über Artikel, die von ihm selbst handeln — am liebsten, wenn sie in den einflußreichsten Medien der Welt erscheinen.
Jetzt aber ist dem sympathischen Enzyklopädisten in der Nachfolge von Diderot (der allerdings, anders als Jimmy Wales, „zu Lebzeiten wenig bekannt“ blieb) sein verdienter Ruhm offenbar doch ein wenig zu Kopf gestiegen. Der überhaupt nicht eingebildete „Internet-Einstein“ gab auf einer Pressekonferenz in seinem Garten in St. Petersburg, Florida, aufsehenerregende Pläne bekannt. Von den besonders wißbegierigen deutschen Usern will der bescheidene „Wiki-Stalin“ künftig Gebühren nach dem Muster der GEZ eintreiben. Vor allem Schulkinder, die den Online-Datenschatz für ihre Hausaufgaben mißbrauchen, sollen zur Kasse gebeten und um ihr Taschengeld erleichtert werden — zur Not unter Einsatz von Schlagringen, Messern und Pfefferspray.
„Wikipedia hat Radio und Fernsehen als wichtigste Informationsquelle längst ersetzt“, begründete der fröhliche Positivist den ungewöhnlichen Schritt bei einem lockeren Pressefrühstück. „Außerdem haben diese gottverdammten Deutschen den Krieg angefangen, das haben wir in unserem entsprechenden Diskussionsforum ein für allemal bewiesen.“ Von den erwarteten Einnahmen in zehnstelliger Höhe will der 39jährige Querkopf russische Atom-U-Boote erwerben: „Das ist nun einmal mein Hobby!“ Eine fragwürdige Entscheidung, welche die Wikipedia-Gemeinde dem lausbubenhaften „Wissens-Hitler“ (Motto: „Free Knowledge For Free Minds“) aber wohl kaum verübeln wird.