Klobrillendiebstahl: ein Italienischer Volkssport.

typisch Italien: dreckig und keine KlobrilleAm 1. September, Namenstag des St. Fiacre, Schutzpatron der Taxifahrer, Geschlechtskranken und Hämorrhoidenleidenden sieht man überall in Italien junge Männer mit gestohlenen Klobrillen aus Bars und Restaurants fliehen, um diese ihrer Herzensdame als Beweis ihrer Liebe zu schenken.

Diebstahlsicher? Von wegen.Dieser, allerorten als „Rubi la toletta“ bekannte Streich, erfreut die gebeutelten Toilettenbesitzer natürlich weniger. Sie rüsten auf: vielerorts sind in Italien die Klobrillen bereits abmontiert, speziell gesichert oder werden dem Toilettenbenutzer nur auf besondere Anfrage ausgehändigt. Auf dem Bild rechts (durch Klicken erhalten Sie eine Detailansicht) erkennen sie z.B. eine spezielle viereckige Toilette, die den Langfingern vermeintlich das Leben schwierig machen soll.

Fehl da etwas? Was Ausländer recht umständlich erscheint, ist für Italiener selbstverständlich: vor dem Toilettenbesuch geht man zum Wirt und erhält dort gegen einen geringen Pfand die Klobrille. Diese ist je nach Etablissement zusätzlich, z.B. durch eine schwere Kette oder einen Autoreifen, gesichert, wie es in Deutschland inszwischen auch bei Tankstellentoilettenschlüsseln üblich ist. Erst dann kann man sein „Geschäft“ erledigen.

Bitte fragen Sie an der Theke.TOPTIPP: Für ortsunkundige Reisende ist folgender Satz unverzichtbar: „Mi fornireste prego la sede della toletta?„, das soviel heißt wie „Bitte händigen Sie mir die Klobrille aus.“ Meist herrscht danach erst ein großes Gezeter. Der Wirt muss immer auf der Hut sein vor gewieften Tunichtguts, die vor keiner List zurückschrecken. Und längst beschränken sich die Beutezüge nicht mehr auf das Fiacrefest! Eher früher als später zeigt sich jeder Wirt in diesem Spielchen aber als einsichtig, also: hartnäckig bleiben. (Bild rechts, durch klicken erhalten Sie eine Detailansicht. Auf dem Schild steht: „Klobrille bitte an der Theke erfragen)

Bitte VOR und nach der Toilettenbenutzung die Hände waschen. Selbstverständlich kann der Wirt nicht immer eine frische Klobrille bereithalten. Besonders anfang September zur Zeit um das Fiacrefest sind Klobrillen in Italien in jedem Baumarkt ausverkauft. Betrachten sie das Bild links (durch Klicken erhalten Sie ein Detailansicht). Da entschuldigt sich der Wirt mit einem Schildchen und erinnert den Toilettenbenutzter an die besonderen Vorsichtsmaßnahmen, die sich aufgrund der widrigen hygienischen Bedingungen empfehlen. Auf dem Schild steht „Bitte waschen Sie sich vor und nach der Toilettenbenutzung die Hände“. TOPTIPP: Waschen Sie sich in Italien IMMER sowohl vor als auch nach der Toilettennutzung die Hände, auch bei vorhandener Klobrille!

Mussolinis Toilette auf Gran SassoÜbrigens: der Klobrillen Diebstahl hat in Italien auch in gehobenen Kreisen lange Tradition. So hat sich z.B. der Duce, Mussolini, selbst auf der Flucht aus dem Campo Imperatore die Zeit genommen, die Brille abzumontieren (Bild rechts, durch Klicken erhalten Sie eine Detailsansicht). Man munkelt, dass nach Sylvio Berlusconis Deutschlandbesuch sämtliche Klobrillen in Angela Merkels Privatresidenz erneuert werden mussten.

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